Interview mit Aurel Specker
"Die Suche nach Innovationen ist wie die Suche nach Gold"
Du arbeitest im Bereich Technology Management – bist also nicht unmittelbar in das Sihl-Tagesgeschäft involviert. Wie findest Du neue Ansätze und Denkweisen für die innovative Technik der Zukunft?
Aurel Specker: Wir Menschen sind Meister im Motzen und Nörgeln. Das ist ein super Startsignal für meine Arbeit mit Blick auf Innovation. Ich finde Probleme, die wir als Beschichtungsunternehmen lösen können. Es kommt also auch darauf an, die richtigen Motzer zu finden.
Und wie geht das?
Aurel Specker: Das gelingt, indem ich im Zielmarkt auf Motzer-Suche gehe, beispielsweise auf Fachmessen.
Kann man lernen, immer wieder die Perspektive der Motzer einzunehmen? Musst Du manchmal sogar selbst ein guter Nörgler sein?
Aurel Specker: Es geht nicht nur darum zu motzen. Sondern aus möglichst vielen und vor allem neuen Perspektiven zu motzen. Mir hilft es, dass ich in den Zielmärkten immer ein Neuling bin. So denke ich mich immer neu in die Themen hinein und hinterfrage fast alles. Wenn ich dann höre „Wir machen das, weil wir es schon immer so gemacht haben“, bin ich besonders hellhörig.
Es ist hilfreich selbst Nörgler zu sein. Ich darf mich nie mit dem Status Quo abfinden. Lösungsorientiert suche ich nach Verbesserung und hinterfrage dabei auch meine eigene Meinung laufend. Eins habe ich bei meiner Arbeit gelernt: Die erste Idee ist nie die Beste.
Wie findest Du heraus, was in Zukunft für die Sihl und ihre Kunden relevant sein wird?
Aurel Specker: Auch ich bin auch kein Hellseher. Ich erlaube mir EINE Zukunft vorzustellen. Zu Beginn prüfe ich mit zwei Fragen meine Zukunftsvorstellung: Ist meine Vorstellung relevant, nützt sie jemandem? Und: Ist es überhaupt machbar? In dieser Phase des Prozesses sterben die meisten Ideen. Ich vergleiche diesen Prozess mit der Suche nach Gold: Man muss sehr viel Dreck wegschürfen, um am Ende die Nuggets zu finden.